Wohngruppentagung des Bundesfachverbandes für Essstörungen 2025 in Kassel: Fachlicher Austausch und neue Perspektiven
Von Evaluationsergebnissen bis Digitalisierung: Die Wohngruppentagung des Bundesfachverbandes für Essstörungen setzte wichtige Akzente für die Jugendhilfe.
Kassel, 03./ 04. Juli 2025 – Dieses Jahr fand die Wohngruppentagung des Bundesfachverbandes für Essstörungen in Kassel, dem Standort der GPE statt. Im Mittelpunkt standen zentrale Themen der pädagogischen Betreuung und Entwicklungsförderung bei komplexen Problemlagen. Anlässlich des 10-jährigen Bestehens der GPE Kassel blickte das Leitungsteam der GPE auf ein Jahrzehnt intensiver Arbeit zurück, stellte Entwicklungen und Ergebnisse vor und gab einen Ausblick auf kommende Herausforderungen und Ziele.
Tagungstag 1
Ein Schwerpunkt am ersten Tag der Tagung lag auf den aktuellen Evaluationsergebnissen der GPE-Arbeit, die Prof. Dr. Klaus Fröhlich-Gildhoff in Zusammenarbeit mit Thomas Ploch vorstellte. Ziel der Evaluation ist, die Entwicklung der Bewohner*innen der GPE und mögliche Veränderungen durch eine systematische Erfassung abzubilden und Konsequenzen für die pädagogische Arbeit abzuleiten. Im Anschluss stellte auch Leonie Gierens (GPE Kassel) in ihrem Vortrag spannende Erkenntnisse zur Vorhersagbarkeit des Behandlungserfolgs bei stationären Jugendhilfemaßnahmen vor – mit einem besonderen Fokus auf Jugendliche und junge Erwachsene mit Essstörungen. Ergänzend stellte Prof. Fröhlich-Gildhoff sein pädagogisch-therapeutisches Konzept Herausforderndes Verhalten vor, das Fachkräfte im Alltag konkret unterstützen kann.
Mit 30-jähriger Praxiserfahrung in der klinischen Kinderpsychosomatik und Supervision von Wohngruppenteams widmete sich Dieter Kunert der Frage: „Wer will denn hier gesund werden?“ – ein Vortrag über pädagogische Strategien im Umgang mit Ambivalenz und Stagnation im Wohngruppenalltag.
Tagungstag 2
Am 2. Tag richtete Dietrich Höschele, Geschäftsführer der Konzept-i individuelle Inklusion GmbH aus Karlsruhe, den Blick in die Zukunft und zeigte praxisnah unter dem Titel „Digitalisierung mit Sinn: Wie wir uns KI in der Sozialen Arbeit zunutze machen“ auf, wie sich Künstliche Intelligenz sinnvoll in der Sozialen Arbeit einsetzen lässt. Am Beispiel einer eigens entwickelten App für Zeiterfassung und Abrechnung im Microsoft-Umfeld demonstrierte er, wie Analyse- und Sprachfunktionen auf KI-Basis bei sozialen Trägern zum Einsatz kommen. Ziel ist es, pädagogische Fachkräfte durch intelligente Automatisierung zu entlasten – damit mehr Zeit für die Begleitung der betreuten Menschen bleibt.
Den Abschluss bildete der Beitrag von Marie Demant (Careleaver Statistics) zur Frage „Wie geht es weiter nach der Jugendhilfe?“ – eine Präsentation aktueller Forschungsergebnisse aus einer laufenden Langzeitstudie mit anschließender Diskussion. In der Langzeitstudie werden Jugendliche und junge Erwachsene befragt, die in Wohngruppen oder anderen betreuten Wohnformen aufgewachsen sind. Abgerundet wurde der Tag durch die Vorstellung des Konzepts der GPE-Tagesstruktur MOVI, die von zwei Bewohnerinnen eindrucksvoll präsentiert wurde.
Von fachlichem Input zum gemeinsamen Feiern
Der Rahmen der Wohngruppentagung des Bundesfachverbandes für Essstörungen bot auch in diesem Jahr wieder vielfältige Möglichkeiten für Austausch, Reflexion und neue Impulse. Damit wurde einmal mehr deutlich, wie wichtig es ist, pädagogisch-therapeutische Praxis wirksam und zugleich wissenschaftlich fundiert weiterzuentwickeln. Im Anschluss an die Tagung lud die GPE-Kassel schließlich noch zum Jubiläumsfest sowie zu Führungen durch ihre Häuser ein – ein gelungener Ausklang, der fachlichen Input und persönliche Begegnungen miteinander verband.



































